Lieferdienste, Robotaxis und öV: Pilotprojekte zum automatisierten Fahren 2025

Ab dem 1. März wird automatisiertes Fahren in der Schweiz erlaubt sein. Aktuell gibt es hierzulande jedoch noch keine für den Strassenverkehr zugelassenen Systeme, weshalb Pilotprojekte in diesem Bereich unerlässlich sind.

Für 2025 hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) bislang zwei Pilotversuche zum automatisierten Fahren bewilligt. Eines davon ist ein Projekt der Unternehmen LOXO und Planzer zur Paketzustellung in der Stadt Bern, das andere betrifft einen elektrischen Kleinbus für den öffentlichen Nahverkehr in Schaffhausen. Auch ein Robotaxi-Angebot, das von der SBB gemeinsam mit dem Kanton Zürich entwickelt wurde, steht kurz vor der Genehmigung.

Mit dem Robotaxi zum Bahnhof

Mit diesem Pilotprojekt wollen die SBB und der Kanton Zürich die Möglichkeiten des automatisierten öffentlichen Verkehrs auf dem Land ausloten. Als Pilotregion haben sich die Projektpartner für das Furttal im Zürcher Unterland entschieden. Langfristig sollen die Robotaxis das Angebot für Fahrten vom und zum Bahnhof ergänzen. Der Beginn der Testphase ist für Frühling 2025 vorgesehen.

Das Furttal eignet sich aufgrund seiner Grösse und seines bestehenden öV-Netzes mit einer zentralen S-Bahn-Linie optimal für dieses Vorhaben. Letztendlich sollen die automatisierten Fahrzeuge am regulären Strassenverkehr teilnehmen. Sie werden von einer Software gesteuert, die mithilfe zahlreicher Sensoren die Umgebung erfasst. In einer ersten Phase werden die Fahrzeuge jedoch von einer Sicherheitsfahrerin bzw. einem Sicherheitsfahrer begleitet, bevor die Steuerung schrittweise vollständig automatisiert wird. Wenn der Testbetrieb reibungslos verläuft, können die Einwohnerinnen und Einwohner anschliessend über eine App die gewünschte Fahrt bestellen.

Paketzustellung in der Berner Innenstadt

Seit Herbst 2024 fährt ein automatisierter Lieferwagen durch die Stadt Bern. Mit diesem Projekt der Logistikfirma Planzer und des Start-up-Unternehmens LOXO können die Pakete auf der letzten Meile zugestellt werden. Während der zweijährigen Pilotphase wird das automatisierte Lieferfahrzeug mehrmals täglich zwischen dem Planzer-Logistikzentrum in der Murtenstrasse und 14 strategischen Umschlagpunkten für die Warenverteilung navigieren. Diese Punkte sind über das Stadtgebiet verteilt und führen das automatisierte Fahrzeug über Streckenabschnitte mit mitunter anspruchsvollen Verkehrssituationen wie beispielsweise viel Velo- oder Fussgängerverkehr. An den Umschlagpunkten werden die Pakete auf elektrische Kleinfahrzeuge umgeladen und von Fahrerinnen und Fahrern der Firma Planzer an die Endkundschaft ausgeliefert.

Dieses Projekt ermöglicht es LOXO, die KI-Technologie der Stufe 4 in Schweizer Städten zu erproben und eine neu entwickelte Navigationssoftware – die erste ihrer Art in Europa für den Einsatz auf öffentlichen Strassen – zu integrieren. Nach Abschluss der Pilotphase wollen Planzer und LOXO ihr System auch in anderen Schweizer Städten einführen.

Selbstfahrende Kleinbusse im öV in Schaffhausen

Bereits 2019 startete das Swiss Transit Lab (STL) einen ersten Pilotbetrieb mit einem selbstfahrenden Bus auf der Linie 12 zum Rheinfall, die in das Leitsystem der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (vbsh) integriert war. Aufgrund dieser Erfahrungen haben das STL und seine Partner einen weiteren Schritt unternommen: Die Linie 13 wird nun von einem automatisierten Fahrzeug der Stufe 4 bedient, das mit Dual-Mode-Technologie ausgestattet ist. Es handelt sich um den ersten Einsatz dieser Technologie im Rahmen eines Pilotprojekts in der Schweiz. Bei der Dual-Mode-Technologie wird ein handelsübliches Fahrzeug – in diesem Fall ein Minibus mit elektrischem Antrieb der Marke Toyota – mit Sensoren, Aktuatoren (Drive-by-Wire) sowie entsprechender Steuerungssoftware für automatisiertes Fahren ausgerüstet. Um im Forschungsrahmen ein hohes Mass an Flexibilität zu gewährleisten, gehört die Linie 13 zwar zum lokalen öffentlichen Verkehrsnetz, ist jedoch nicht in das offizielle Schweizer Tarifsystem eingebunden. Das Angebot ist demnach kostenlos. Der Pilotversuch soll voraussichtlich im Februar 2025 enden.

Der selbstfahrende Bus ist mit maximal 30 km/h unterwegs, wobei eine Sicherheitsfahrerin oder ein Sicherheitsfahrer jederzeit eingreifen kann. Der Pilotbetrieb ist rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche und 365 Tage im Jahr erlaubt, ohne Einschränkungen bei Schnee oder starkem Regen.

Ausnahmebewilligung

Pilotversuche liefern wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse über das automatisierte Fahren. Der Bundesrat kann Ausnahmebewilligungen erteilen, um die für die Einführung solcher Angebote unerlässlichen Tests zu ermöglichen. Das Gesuch muss zusammen mit den erforderlichen Belegen und Unterlagen beim ASTRA, das in diesem Bereich federführend ist, eingereicht werden.

Wesentlich für die Erteilung einer Ausnahmebewilligung ist, dass die Versuche neue Ergebnisse im Hinblick auf den Stand der Technik oder die Verwendung von automatisierten Fahrzeugen bzw. Systemen liefern. Sie müssen ausserdem einen direkten Bezug zum Strassenverkehr haben. Das ASTRA führt die Liste der laufenden und abgeschlossenen Pilotprojekte regelmässig nach. Diese Liste kann unter dem folgenden Link abgerufen werden: Übersicht über laufende und abgeschlossene Pilotversuche (PDF, 123 kB, 22.10.2024)

 

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