«Grünerer» Beton für die Strassen

Die Spezialistinnen und Spezialisten des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) haben einen Beton entwickelt, dessen CO2-Fussabdruck 70 Prozent geringer ist als jener von herkömmlichem Beton. Dieses «Rezept» ist nun für sämtliche Bauherrschaften zugänglich und soll allgemein Verbreitung finden.

Beton ist ein ebenso solider wie unverwüstlicher Baustoff. Beweis dafür sind die vielen von den Römern errichteten Gebäude, die seit langer Zeit den Elementen trotzen und heute immer noch stehen. Allerdings wurde die Rezeptur für den römischen Beton – der sich aus Kalk, Vulkanasche oder Ziegelbruchstücken zusammensetzte – nach und nach von einer Mischung aus Zement, Kies und Sand abgelöst, in die jeweils eine Stahlbewehrung eingelegt wird. Vor allem aber konnte dank der Wissenschaft die Dosierung der Zutaten mit der Zeit verfeinert werden, was den Beton robuster und widerstandsfähiger gegenüber den heimtückischen Einflüssen von Wasser und Salz werden liess.

Ein fester Beton allein reicht heute aber nicht mehr aus, da auch den klimatischen Herausforderungen Rechnung getragen werden muss. Vor diesem Hintergrund haben die Fachleute des ASTRA einen neuen, flexibleren normativen Rahmen erarbeitet, der die Verwendung von weniger umweltschädlichem Beton ermöglicht. Und das Ergebnis darf sich sehen lassen: Bei der Herstellung dieser neuen Art von Beton werden 70 Prozent weniger CO2 ausgestossen als bei der klassischen Mischung.

Zement aus Recycling

Das Geheimnis hinter diesem bemerkenswerten Fortschritt ist es, die Menge an Zement – der klimakritischen «Zutat», deren Produktion sehr viel Energie verschlingt – auf das richtige Mass zu reduzieren. «Wir haben festgestellt, dass einige der verwendeten Betone viel widerstandsfähiger waren, als sie es eigentlich hätten sein müssen», erklärt Ana Spasojevic, Fachspezialistin für Kunstbauten beim ASTRA. «Bildlich gesprochen würde das bedeuten, einen Sportwagen zu besitzen, mit diesem aber lediglich mit 80 km/h geradeaus zu fahren. Unser Ansatz bestand daher darin, die Betonzusammensetzung zu optimieren.»

Die Expertinnen und Experten des ASTRA haben aber den Zement nicht nur sparsamer dosiert, sondern haben auch einen weniger umweltbelastenden Zement gewählt, der durch das Recycling von Abfällen der Keramikindustrie gewonnen wurde. Um die Sicherheit dieses Betons muss man sich indes keine Sorgen machen, da eine kleinere Menge an Zement die Festigkeit nicht wesentlich beeinträchtigt. Im Gegenteil: Diese «zementärmere» Mischung könnte gar die Rissbildung verringern. Bei zu harten Verbindungen können nämlich während der Aushärtung an der Oberfläche Risse entstehen. Dennoch kann dieser CO2-reduzierte Beton nicht überall eingesetzt werden, weil er nicht für alle Anwendungen geeignet ist: «Für Gebäude beispielsweise ist er nicht das Material der Wahl. In trockeneren Umgebungen braucht man einen Beton, der widerstandsfähiger gegen Karbonatisierung ist», führt Ana Spasojevic an. «Er ist also nicht universell einsetzbar.» Das ASTRA verwendet diesen Beton jedoch bereits für den Bau von Leit- oder Stützmauern. Und da dank der Fortschritte des ASTRA ein neuer normativer Rahmen geschaffen werden konnte, ist zu erwarten, dass er künftig grossflächiger eingesetzt wird. «Durch die Anpassung der Norm haben wir diese neue Art der Betonherstellung für alle zugänglich gemacht», sagt Ana Spasojevic. «Wir wollten die Rezeptur nicht beim ASTRA unter Verschluss halten.» Derweil wird dieser Beton nicht nur im Strassenbau Vorteile bieten, sondern auch weit darüber hinaus.

1 Kommentar zu "«Grünerer» Beton für die Strassen"

  1. Guten Tag
    Ich habe mit Interesse Ihren Artikel «Rezeptur für zementarmen Beton frei zugänglich» im die Baustellen gelesen.
    Wir sind ein Vorfabrikationswerk und sind seit Jahrzehnten in der Herstellung von vorfabrizierten Elementen für die Infrastruktur
    (hauptsächlich im Bahnbereich). Wir produzieren Personenunterführungen, Durchlässe, Werkleitungskanäle, Schottertröge, Brücken, Stützmauern, usw.
    Dabei wird in der Hauptsache ein «G» Beton gefordert.
    -Ist dieser Beton gemäss der aktuellen SN EN 206 Norm im Infrastrukturbereich vorgesehen?
    -Können Sie mehr Unterlagen oder die zuständige Kontaktperson übermitteln?

    Besten Dank für Ihre Bemühungen
    Fanger Elementtechnik AG (www.fanger.ch)
    Fredy Fanger

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