Stau verhindern mit tieferen Geschwindigkeiten

Mit 120 km/h von A nach B fahren – die Autobahn macht’s möglich. Zu den Pendlerzeiten sind stockender Verkehr oder auch Stau keine Seltenheit. Dabei gibt es ein einfaches Mittel, um den Verkehrsfluss zu verbessern: Bei tieferen Geschwindigkeiten fliesst der Verkehr auf der Autobahn gleichmässiger und die Strassen können besser ausgenutzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, installiert das ASTRA sogenannte Anlagen zur Geschwindigkeitsharmonisierung mit Gefahrenwarnung.

Der Name ist kompliziert, das Prinzip dahinter simpel: Autobahnen können dann bestmöglich ausgelastet werden, wenn der Verkehr mit tieferen Geschwindigkeiten rollt. Gemäss aktuellem Forschungsstand ist das der Fall, wenn Fahrzeuge mit derselben Geschwindigkeit von 80 km/h unterwegs sind. Sie können näher aufschliessen, womit die Strassen besser ausgenutzt werden können. Wenn alle Fahrzeuge vom LKW bis zum Sportwagen mit gleicher Geschwindigkeit fahren, sind weniger Bremsmanöver notwendig. Der Handorgel-Effekt, Auslöser von stockendem Verkehr und von vielen Staus, bleibt aus.

Auf stark befahrenen Autobahnabschnitten setzt das ASTRA genau auf dieses Prinzip: Mittels über der Fahrbahn montierten Anzeigen kann die Geschwindigkeit bei hohem Verkehrsaufkommen schrittweise von 120 auf 100 und bei Bedarf auf 80 km/h reduziert werden. Hierbei spricht man von der Geschwindigkeitsharmonisierung. Damit die Verkehrsteilnehmenden wissen, warum sie nicht mit Höchstgeschwindigkeit weiterfahren können, informieren Gefahrenwarnsignale über den Anlass der Temporeduktion. Die Gründe dafür können eine Verkehrsüberlastung, ein Unfall, eine Baustelle oder sonstige Verkehrsbehinderungen sein.

Ein Zusammenspiel von Strasseninfrastruktur und Software

Bevor solche Anlagen in Betrieb gehen können, muss gebaut und programmiert werden. Auf den jeweiligen Autobahnabschnitten installiert das ASTRA in Abständen von rund einem Kilometer sogenannte Signalportale. An ihnen sind Verkehrszähler und Kameras sowie digitale Geschwindigkeits- und Gefahrenwarnsignale befestigt. Die Zähler und Kameras erfassen den Verkehrsfluss. Registrieren sie eine starke Verkehrszunahme, wird die Geschwindigkeit reduziert. Aufgrund programmierter Algorithmen geschieht dies meistens automatisch. Zudem kann auch die Verkehrsmanagement-Zentrale, die den Verkehrsfluss auf dem Nationalstrassennetz beaufsichtigt, die Anlagen manuell einschalten.

Der Nutzen ist spürbar 

Der Nutzen der Anlagen ist unbestritten. Auf der A14 zwischen den Verzweigungen Rütihof und Rotsee beispielsweise sind diese Anlagen seit 2018 in Betrieb. Die Datenauswertung zeigt: Sowohl Stau als auch stockender Verkehr konnten auf der A14 abschnittsweise deutlich reduziert werden. 

Heute wird das Prinzip auf bereits über 340 Nationalstrassenkilometern erfolgreich angewandt. Seit Juli 2021 sind weitere 29 Kilometer auf der A3 zwischen Pfäffikon SZ und Zürich-Wollishofen dazugekommen. Wie sich diese Anlagen auf den Verkehr auswirken, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Kein Zusammenhang mit Geschwindigkeitskontrollen

Die GHGW-Anlagen werden nicht für Radarkontrollen genutzt. Die Anlagen dienen lediglich der Steuerung des Verkehrs. Geschwindigkeitskontrollen werden durch die Kantonspolizei mit eigenen Geräten durchgeführt.

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