Mit Bohrungen den Untergrund verstehen
Seit 2020 liegt das Projekt Lückenschliessung der Zürcher Oberlandautobahn beim ASTRA. Aktuell arbeitet das Amt daran, die Basis für den optimalen Variantenentscheid der Linienführung vorzubereiten. Dafür mitausschlaggebend sind die Erkenntnisse aus den umfangreichen Sondierbohrungen und geophysikalischen Messungen, welche seit August 2023 durchgeführt werden.
Seit Jahrzehnten besteht die Idee, im Zürcher Oberland die Autobahnlücke der A15 zu schliessen. Auch die Planung dafür war schon weit fortgeschritten, scheiterte letztlich aber spätestens auf der Zielgerade zur Realisierung. Dies lag nicht zuletzt an den geologischen Gegebenheiten im Zürcher Oberland. In diesem befinden sich viele Moore. Und der gesetzliche Schutz dieser Moore ist umfassend. Daraus resultieren auch Herausforderungen für die Linienführung.
Ein Lösungsansatz dafür besteht darin, weite Teile der Strecke hinreichend tief in den Untergrund beziehungsweise in den Berg zu verlegen. Dort warten jedoch weitere Herausforderungen, denn das für die Linienführung betroffene Gebiet ist geologisch komplex und primär von Gletschern geschaffen worden. Letztere haben während älteren Eiszeiten die Molassefelsoberfläche geformt und Grundmoränen abgelagert. Darüber lagerten sich nach dem Rückzug der älteren Gletscher Seeablagerungen ab. Diese sind oft von grundwasserführendem, dem sogenannten Aathalschotter bedeckt. Während der letzten Eiszeit wurde dieser Schotter mit Moränen überdeckt. Auf den Hügeln der Region dominieren seither junge Moränenablagerungen und in den Senken dazwischen bildeten sich Verlandungssedimente und Moorgebiete.
Neue Bohrungen für eine neue Linienführung
Für den Variantenentscheid der Linienführung liegen grundsätzlich zwei Szenarien vor. Zum einen die Richtplanvariante und zum anderen die Variante «Tunnel Tief». Während die geologischen Grundlagen für die Linienführung der bereits etwas länger bestehenden Richtplanvariante zu grossen Teilen schon erarbeitet wurden, müssen für die Variante «Tunnel Tief» noch umfassende hydro-geologische Grundlagen geschaffen werden. Zu diesem Zweck finden seit August 2023 rund 37 Sondierbohrungen auf einer Gesamtlänge von rund 2.2 Kilometer statt. Die Bohrungen finden an vorgängig festgelegten Standorten in Wetzikon, Uster, Gossau ZH Bubikon und Hinwil. Sie haben zum Ziel, die wesentlichen Kenntnislücken im geologischen Modell zu schliessen. Basierend auf diesen Bohrergebnissen kann dann die aus geologischer Sicht bestmögliche Linienführung des Tunnels bestimmt werden. Konkret bedeutet das, dass der Tunnel möglichst im Fels oder durch «unproblematisches» Lockergestein und in ausreichender (vertikaler oder horizontaler) Distanz zu den Grundwasservorkommen und Moorgebieten verlaufen soll. Mit den Sondierungen wird der geologisch-geotechnische Aufbau des Untergrundes bis zirka 10 Meter unter die geplante Sohle des Tunnels untersucht.
Ergänzend zu den Sondierbohrungen werden in dicht besiedelten Wohngebieten geoelektrische Messungen durchgeführt. Im Gegensatz zu ersterem lassen sich solche Messungen auch auf kleineren Quartierstrassen ohne Flurschäden durchführen.
Mit einem guten Konzept für die nun durchgeführten Sondierbohrungen und mit geophysikalischen Messungen soll die Basis für die Festlegung einer Linienführung gelegt werden, damit es mit dem nächsten Anlauf zur Lückenschliessung klappt.
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