Wie die Barbarafeier in den Tunnelbau kam
Am 4. Dezember feiern die Bergbauerinnen und Bergbauer die Barbarafeier. Die Heilige Barbara ist eine viel komplexere Figur als gemeinhin angenommen. Wir schauen uns den Ursprung dieser Tradition genauer an.
Immer am 4. Dezember hallt die Tradition der Heiligen Barbara auf Tunnelbaustellen und in Bergstollen nach. Wie kommt es, dass eine Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert zur Schutzpatronin des modernen Tunnelbaus geworden ist? Die Geschichte zeigt eine alles andere als gradlinige Entwicklung sowie über die Jahrhunderte faszinierende symbolische Verschiebungen.
Eine Legende ohne historischen Beleg
Die Legende will, dass eine junge, für ihre Schönheit bekannte Frau mit Namen Barbara gegen den Willen ihres Vaters zum Christentum konvertierte. Weil sie sich nicht davon abbringen liess, wollte er sie in seinem Zorn enthaupten. Als er den todbringenden Schlag ausführte, traf ihn der Blitz und verbrannte ihn vollständig. Das geschah am 4. Dezember 235. Für diese Geschichte gibt es aber keinerlei Belege. Die ersten schriftlichen Hinweise auf die Heilige Barbara stammen aus dem 7. Jahrhundert und sind sehr vage. Es scheint, dass die erste Erzählung auf das 12. Jahrhundert zurückgeht und im Orient auftauchte. Ab dem 13. Jahrhundert wurde sie dank der Legenda aurea von Jacobus de Voragine auch im Westen bekannt. Erstmals als Heilige verehrt wurde Barbara im 13. Jahrhundert in Lothringen, im 15. Jahrhundert war sie Schutzpatronin von Metz. In jener Zeit war die Heilige Barbara vor allem eine religiöse Figur mit eigenem Feiertag und mit Andachtsstätten. Man rief sie zum Schutz vor Blitzschlag und vor plötzlichem Tod an.
Schutzpatronin für Feuer und Pulver
Im 15. und 16. Jahrhundert erhält Barbara unter italienischem Einfluss erstmals einen beruflichen Anstrich: Sie wird zur Schutzpatronin der Artilleristen und Kanoniere. Migrationsbewegungen und kultureller Austausch spielen bei dieser symbolischen Verschiebung eine zentrale Rolle. Im 18. und 19. Jahrhundert wird Barbara wegen der Gründung einer Nationalen Schule für Ingenieur- und Minenbau in Metz neu auch zur Patronin der Studierenden. Zugleich tritt ihr religiöser Charakter zugunsten der beruflichen Dimension in den Hintergrund.
Schutzpatronin des Bergbaus
Im 19. Jahrhundert wird die Heilige Barbara wegen des Minenbaus in Lothringen unter deutschem Einfluss zur Beschützerin der Mineure. Aus dieser Zeit stammt auch ihr Bild als Schutzpatronin des Bergbaus. Die Mineure erachten sie als Ausdruck ihrer Identität und ihrer Berufsgemeinschaft. Der 4. Dezember wird zum arbeitsfreien Tag, an dem man sich zum Gottesdienst und zum Festessen trifft. Damit wird die Barbarafeier zum Fest für die Mineure, die damit ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Berufsgruppe zelebrieren. Im 20. Jahrhundert wird die Feier säkularisiert, behält aber ihre ausgeprägt soziale Seite.
Heute findet bei gewissen Einweihungen des ASTRA und immer am 4. Dezember mit den Bauarbeitern eine Feier für die Heilige Barbara statt. So lebt eine jahrhundertealte Tradition weiter.















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