Wie läuft ein Panneneinsatz im Gotthardtunnel ab?

Das Team des Centro d’intervento del San Gottardo (CIG) in Airolo, einem der beiden Stützpunkte der Schadenwehr Gotthard, benötigt gerade mal 20 Minuten, um ein liegen gebliebenes Auto im Tunnel zu bergen und diese wichtige Infrastruktur wieder für den Verkehr freizugeben. Ein Blick hinter die Kulissen.

Vermutlich kennen Sie die Situation: Sie sitzen am Steuer Ihres Autos und singen gerade Ihren Lieblingssong im Radio mit, als die Musik plötzlich durch folgende Meldung unterbrochen wird: «Der Gotthardtunnel ist vorübergehend in beiden Richtungen gesperrt. Grund dafür ist ein defektes Fahrzeug.» Doch was genau geschieht eigentlich in solchen Situationen? Wer löst den Alarm aus? Wer leistet wann und wie Pannenhilfe? Um diese und andere Fragen zu beantworten, haben wir dem CIG in Airolo einen Besuch abgestattet. Die 2008 gegründete Berufsfeuerwehr ist der Logistikbasis der Armee (LBA) angegliedert und arbeitet im Auftrag des Bundesamtes für Strassen (ASTRA). Insgesamt sind dort 69 Personen beschäftigt, darunter Feuerwehrleute und Mitarbeitende, die sich insbesondere um die Sicherheit von Sondertransporten kümmern.

Hier treffen wir den Kommandanten Fabrizio Lasia und Sandro Dell’Agnola, der für den Pikettdienst zuständig ist. Beide begrüssen uns herzlich und stellen uns den Tätigkeitsbericht 2023 vor. Dabei gehen sie insbesondere auf die Räumung von im Tunnel liegen gebliebenen Fahrzeugen ein. «Die Schadenwehr Gotthard übernimmt den Abschleppdienst für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen. Dazu setzen wir einen speziell ausgerüsteten Doppelkabinen-LKW ein, mit dem wir auch die Insassinnen und Insassen mitnehmen und in Sicherheit bringen können», erklärt uns Lasia. «Bei schweren Fahrzeugen führen wir hingegen nur die Erstintervention durch und erhalten dann von unseren Partnergaragen nördlich und südlich des Tunnels Unterstützung.»

In 15 Minuten an der Einsatzstelle

Bei Fahrzeugpannen wird in der Zentrale der Kantonspolizei Uri in Flüelen Alarm ausgelöst. Dank Videoüberwachung, Sensoren in den SOS-Nischen oder über einen Notruf auf die Nummer 112 wird Sandro Dell’Agnola informiert, dass ein Eingreifen erforderlich ist. Unverzüglich werden die Blitzleuchten aktiviert und die Höchstgeschwindigkeit wird aus Sicherheitsgründen auf 60 km/h gesenkt. Anschliessend muss der Verkehr gestoppt werden, um die Bergungsarbeiten zu erleichtern und den Tunnel schnellstmöglich wieder freizugeben. «In der Regel treffen wir nach rund 15 Minuten am Ereignisort ein. Normalerweise warten die Betroffenen in einer Notnische auf technische Unterstützung», führt Lasia aus. «Die Personen und das Fahrzeug werden danach mit unserem neuen Abschlepp-LKW zu den Partnergaragen im Kanton Uri oder im Tessin gebracht. Unser Ziel ist ein möglichst rasches Eingreifen, um den Beteiligten in dieser stressigen Situation zu helfen, den Transitverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen und Staubildung an den beiden Tunnelportalen zu verhindern.»

Um die Effizienz weiter zu steigern, hat das CIG vor zwei Jahren einen neuen Lastwagen angeschafft, mit dem der Abtransport der Fahrzeuge beschleunigt werden kann. Überdies legt das CIG grossen Wert darauf, dass gut ausgebildete Fachleute mit aktuellem Fachwissen vor Ort sind. «Es gibt immer wieder Schwierigkeiten», sagt Lasia. «So beispielsweise, wenn Elektrofahrzeuge, die bei einer Panne völlig blockiert sind und nicht zur nächsten Rettungsnische bewegt werden können, direkt von der Fahrbahn auf den Abschleppwagen aufgeladen werden müssen. Auch die Höhe von Wohnmobilen stellt ein Problem dar. Zudem ist es eine Herausforderung, bei diesen Einsätzen stets die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.»

Doch dank des technologischen Fortschritts läuft meistens alles reibungslos ab. Sandro Dell’Agnola zufolge kann mithilfe der Videokameras des CIG bereits der Typ des betroffenen Fahrzeugs identifiziert werden. Über eine Datenbankabfrage werden dann die wichtigsten technischen Eigenschaften (Position der Anhängerkupplung, Gefahren im Zusammenhang mit der elektrischen Anlage, Art des Getriebes usw.) ermittelt.

Motorschäden als Hauptursache
Laut CIG-Bericht für das Jahr 2023 traten 60 Prozent der Pannen bei nach Süden fahrenden Autos auf, während in den übrigen 40 Prozent der Fälle Fahrzeuge betroffen waren, die in Richtung Norden unterwegs waren. Insgesamt wurden 240 Einsätze durchgeführt, was im Vergleich zu den 217 Interventionen im Vorjahr einen leichten Anstieg darstellt, jedoch dem langjährigen Durchschnitt entspricht. In den Sommermonaten Juni, Juli und August wurden nach wie vor die meisten Vorfälle verzeichnet, da das Verkehrsaufkommen in der Ferienzeit höher ist. Der Grossteil der Pannen war auf Motorschäden (145) zurückzuführen, gefolgt von Reifen-, Kupplungs- und Batterieproblemen. Am häufigsten ausrücken mussten die Einsatzkräfte am Samstag (46) und Sonntag (45).

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Zum Seitenanfang