Der Sicherheitsgurt – ein Lebensretter
Dank des Sicherheitsgurtes haben Tausende von Menschen einen Unfall überlebt. Damit ist er eine der wirksamsten Verkehrssicherheitsmassnahmen, die je eingeführt wurden.
Fahren ohne sich anzuschnallen ist für manche ungefähr so, als würden sie ohne Schuhe aus dem Haus gehen. Das Tragen des Sicherheitsgurtes ist inzwischen fest in den Gewohnheiten der Autofahrenden verankert. Die Schweizerinnen und Schweizer haben den Nutzen erkannt, und so wirken nicht etwa die 60 Franken Bussgeld für das Nichttragen abschreckend, sondern eher die Folgen eines Unfalls. Neben schweren Verletzungen riskieren die Fehlbaren ausserdem, dass ihre Versicherungsdeckung gesenkt wird. Denn der Versicherer könnte auf eine unvorsichtige versicherte Person Rückgriff nehmen (Regress), indem er argumentiert, dass die Verletzungen mit Gurt viel weniger gravierend ausgefallen wären. Der Sicherheitsgurt hat sich als wirksames Mittel erwiesen, um die Schwere der Verletzungen zu verringern und die Zahl der Verkehrstoten zu senken. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) schätzt, dass dank dieses Rückhaltesystems in den letzten zehn Jahren 690 Menschenleben gerettet werden konnten. Und betrachtet man den Zeitraum seit der Einführung der Gurttragpflicht im Jahr 1981, waren es sicherlich einige Tausende, auch wenn dafür keine genauen Zahlen vorliegen.
Dramatisch hohe Opferzahlen
Als der Bundesrat im Jahr 1976 das Gurtenobligatorium verhängt, das allerdings 1977 vom Bundesgericht wieder gekippt wird, besteht eine gewisse Dringlichkeit, die Schweizer Bürgerinnen und Bürger an ihre Autositze zu schnallen. Zwischen 1960 und 1970 häufen sich hierzulande nämlich die Dramen auf den Strassen. Über alle Verkehrsmittel hinweggesehen sterben jedes Jahr mehr als 1400 Menschen. Ein trauriger Rekord wird im Jahr 1973 mit 1773 Opfern verzeichnet. Im Jahr 1980 sagt das Volk dann endlich – wenn auch nur knapp – Ja (51,6 %) zur Angurtpflicht.
Die Massnahme tritt am 1. Juli 1981 in Kraft, entfaltet jedoch nicht sofort ihre Wirkung. 1982 werden im Vergleich zu 1980 nur gerade mal 54 Tote weniger registriert (1192 gegenüber 1246). «Die Zahl der Verkehrstoten ist ein absoluter Wert, der im Kontext betrachtet werden muss», erklärt Thomas Spillmann, Verantwortlicher für die Verkehrssicherheit beim ASTRA. «Die Einwohnerzahl in der Schweiz stieg Anfang der 1980er-Jahre stark an, ebenso wie die Anzahl der pro Kopf zurückgelegten Kilometer. In dieser Hinsicht ist auch ein leichter Rückgang bei den Verkehrstoten ein Erfolg.» Im Laufe des Jahrzehnts geht die Zahl der Opfer von Verkehrsunfällen weiter zurück, doch sinkt sie erst Anfang der 1990er-Jahre unter 700, unter anderem weil die Gurte ab 1994 auch auf den Rücksitzen angelegt werden müssen.
Ein Wandel im Denken
Natürlich ist diese Abnahme der Zahl an Strassenverkehrsopfern – die heute zwischen 200 und 250 pro Jahr liegt – nicht nur ein Verdienst des Sicherheitsgurtes, sondern auch der Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen (ab 1974) und des Grenzwertes für die Alkoholkonzentration im Blut (1980). Auch die Infrastruktur und die technischen Neuerungen in den Fahrzeugen haben ihren Teil dazu beigetragen. Weiterentwickelt haben sich im Übrigen auch die Gurte. So wurden einige Modelle mit Gurtstraffern und kürzlich erst Gurtairbags ausgestattet. Am stärksten verändert hat sich aber die Mentalität der Menschen: «In den 1980er-Jahren sahen sich viele durch die Gurttragpflicht in ihrer Freiheit beschnitten», sagt Thomas Spillmann. «Heute hingegen werden diejenigen schräg angeschaut, die nicht angeschnallt sind.»
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