Verkehrsmanagement: Einsatz hinter den Kulissen
Sie sorgen dafür, dass es auf den Autobahnen rund läuft – und informieren, wenn es trotzdem klemmt. Mithilfe von 5149 Kameras überwachen die Mitarbeitenden der Verkehrsmanagementzentrale das Geschehen rund um die Uhr.
Die Macht der Verkehrsmanagerinnen und -manager in Emmenbrücke (LU) ist gross: Mit wenigen Klicks können sie den Strom von Fahrzeugen, die mit 120 km/h über die Autobahn donnern, zum Erliegen bringen. An diesem Freitagmorgen im Juni muss Yvonne Keller, eine der 16 Verkehrsmanagerinnen und -manager, von dieser Macht Gebrauch machen: Hinter dem Tunnel Ebenrain auf der A2 zwischen Basel und der Verzweigung Härkingen ist ein Lieferwagen wegen einer Panne stehengeblieben. Dahinter stauen sich die Fahrzeuge. Auf ihren vier Bildschirmen beobachtet Yvonne Keller besorgt, wie die Kolonne unaufhaltsam wächst und schon bald bis zur Ausfahrt des Ebenraintunnels reicht. Sie runzelt die Stirn: Laut Vorschrift dürfen sich auf diesem Autobahnabschnitt keine stehenden Fahrzeuge in einem Tunnel befinden. Kurzerhand schaltet sie mit routinierten Klicks die Ampel an der Einfahrt des Tunnels auf Rot. Tatsächlich: Auf dem Bildschirm sehen wir nach wenigen Sekunden, wie die Ampel umschaltet. Aber das scheint niemanden zu beeindrucken: Die Autos fahren weiter. Die energiegeladene Sechzigjährige macht ihrem Ärger Luft: «Was wäre, wenn da mitten im Tunnel eine Person am Boden läge? Die würde prompt überfahren!» Zum Glück bemerken schliesslich doch einige wachsamere Verkehrsteilnehmende das Rotlicht und bleiben vor dem Tunnel stehen. Yvonne kann sich aber noch nicht zurücklehnen: Der Stau, der sich jetzt vor dem Tunnel bildet, erfordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Wird er zu lang, muss sie auch den weiter nördlich auf der A2 gelegenen Arisdorftunnel sperren.
Helfen, so gut es geht
Zwei Staus hintereinander, das bedeutet Zeitverlust für zahlreiche Automobilistinnen und Automobilisten, die in Richtung Luzern unterwegs sind. Yvonne Keller rechnet, überlegt und kommt zum Schluss, dass Reisende in Richtung Südostschweiz jetzt besser auf die A3 ausweichen sollten. «Indem wir den Verkehr umleiten, ersparen wir zahlreichen Verkehrsteilnehmenden einen Stau», erklärt sie. «Mehr Möglichkeiten habe ich nicht, aber wenn ich kann, helfe ich gerne.» Gesagt, getan: Mit wenigen Klicks sorgt sie dafür, dass die Anzeigetafeln bei der Verzweigung Augst die Verkehrsteilnehmenden darüber informieren, dass sie die A2 meiden sollen. Derweil leitet die Verkehrsinformationszentrale Viasuisse in Biel die Meldung an verschiedene Medien weiter, auch an die Radiosender. Leider werden die Verkehrsinformationen erst später gesendet. Urs Kottmann, einem anderen Verkehrsmanager, gefällt das nicht: «Wir bemühen uns, die Meldungen innerhalb von zwei Minuten nach einem Vorfall hinauszuschicken, aber im Radio werden sie oft erst nach 30 Minuten gesendet.»
Ein Vorfall kann alles zum Erliegen bringen
Die Verkehrsmanagerinnen und -manager müssen rasch handeln. Yvonne Keller erklärt: «Es braucht nicht viel: Je nach Ort kann ein Unfall oder eine Panne zu längeren und andauernden Staus führen.» In der Tat eine schwierige Aufgabe, die sie zum Glück nicht alleine meistern muss. Ihr Kollege Urs Kottmann ergänzt: «Mit unserer Arbeit unterstützen wir die Polizei. Wir sorgen dafür, dass der Verkehr bei einem Ereignis frühzeitig umgeleitet wird. So muss sich die Polizei nicht darum kümmern, ob der Stau bis zur vorletzten Verzweigung zurückreicht.» Es gilt, in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren – auch dann, wenn eine der 5149 Überwachungskameras in der Schweiz grauenhafte Bilder von einem Unfall überträgt. «Wenn man nicht selber betroffen ist, kann man leichter Abstand nehmen», meint Urs Kottmann, der sich in 16 Berufsjahren eine dicke Haut zugelegt hat. «Man muss den Überblick behalten und Ruhe bewahren. Wer die Nerven behält, ist klar im Vorteil.» Was ihm an seiner Arbeit gefällt, ist die Abwechslung. Aber nicht nur: «Wenn ich Feierabend mache, ist mein Arbeitstag endgültig vorbei. Ich muss mir zu Hause keine Gedanken darüber machen.» Auch unser Besuch in der Verkehrsmanagementzentrale geht zu Ende, und wir machen uns auf den Rückweg nach Bern. Urs wirft einen letzten Blick auf seine Bildschirme. «Alles klar, es läuft rund auf unserem Abschnitt!», meint er mit einem zufriedenen Lächeln. Wir verlassen die Zentrale mit dem beruhigenden Gefühl, dass stets jemand wachsam die Strassen im Auge behält.
grazie e buon lavoro
Mario Genini
Il 14 luglio 2023 è stata la peggiore esperienza di sempre sulle autostrade svizzere: traffico, code e fortissimi rallentamenti da Basile a Chiasso. Gli 11 km di coda al Gottardo sono stati un vero incubo sia per me che per le centinaia di automobilisti che si sono trovati fermi per ore. In tanti anni ho visto molti cantieri e relativo traffico ma mai come questo anno.