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Mit Robotaxis durch San Francisco

Bild: Waymo

Der Mensch wird in Zukunft zum reinen Passagier und muss sich nicht mehr um die Bedienung des Fahrzeugs kümmern. Diese Zukunftsvorstellung ist in den USA bereits Realität. In mehreren Städten – so auch in San Francisco – bieten Ridesharing-Services Fahrten mit automatisierten Autos an.

Schon seit Jahrhunderten bezeichnen Europäer die USA als «Neue Welt». Zumindest in Bezug auf Mobilität eröffnet sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gerade tatsächlich eine völlig neue Welt. In verschiedenen Städten der USA wird automatisiertes Fahren dank sogenannter Robotaxis erlebbar. Zahlreiche Firmen entwickeln die Technologie kontinuierlich weiter und drängen gleichzeitig auf günstige politische Rahmenbedingungen. Zwei von ihnen sind «Cruise» – ein Tochterunternehmen von General Motors – und die Google-Tochter «Waymo». Beide erhielten letzten Sommer nach erfolgreichem Testbetrieb die Zulassung für bezahlte Taxifahrten in der kalifornischen Metropole San Francisco. Die Lizenz von Cruise wurde allerdings im Oktober nach einem Unfall, bei dem das Unternehmen wichtige Daten zur Aufklärung zurückhielt, auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die automatisierten Fahrzeuge von Waymo sind hingegen weiterhin auf den Strassen von San Francisco und Phoenix (Arizona), wo sie schon länger in Betrieb sind, unterwegs und das Unternehmen plant 2024 gar eine Expansion in weitere US-Städte.
Patrizia Portmann, Leiterin des Bereichs «Vorschriften Verkehrsteilnehmende» beim ASTRA, konnte sich im Sommer 2023 in Kalifornien ein eigenes Bild über den aktuellen Stand der Technologie machen. Im Rahmen des Automated Road Transportation Symposium 2023 durfte sie selbst in mehreren automatisierten Autos Platz nehmen und erleben, was heutzutage bereits möglich ist.

Es menschelt im Robotaxi

Anfangs sei sie schon aufgeregt gewesen und habe auch unbedingt alles mitbekommen wollen, was das Auto mache, erzählt sie in einem Gespräch. Diese Aufregung war jedoch nach den ersten Kreuzungen bereits verflogen und die Mitfahrenden lehnten sich entspannt zurück: «Nach 10 Minuten haben wir schon über banale Sachen wie das Essen am Vorabend geredet.» Mehrere Fahrten später zieht Patrizia ein durchaus positives Fazit zum aktuellen Stand der Technik. Bis auf kleine Fehler wie das fälschliche Benutzen einer Busspur verliefen alle Testfahrten mit verschiedenen Unternehmen reibungslos. Beeindruckend war für sie das sehr menschenähnliche Verhalten der automatisierten Fahrzeuge: «Hätte ich während der Fahrt die Augen geschlossen, hätte ich nicht bemerkt, dass kein Mensch am Lenkrad sitzt.» Die Unternehmen haben es verstanden, die Fahrweise der Autos derjenigen eines Menschen anzupassen. So beschleunigen die Autos, um eine Ampel noch zu passieren, bevor sie auf Rot schaltet. Auch der per Gesetz vorgeschriebene drei Sekunden lange Halt an einem Stoppschild wird von den Waymo-Fahrzeugen ähnlich selbstbewusst missachtet wie von menschlichen Autofahrenden in San Francisco. Die ausgesprochen defensive Fahrweise der ersten automatisierten Fahrzeuge gehört offenbar der Vergangenheit an. Das bedeutet aber nicht, dass die automatisierten Taxis eine Gefahr darstellen würden. Blaulichtfahrzeugen bieten sie beispielsweise dank Aussenmikrofonen genügend Platz und setzen ihre Fahrt erst fort, sobald die Einsatzfahrzeuge vorbeigefahren sind.

Akzeptanz als grosse Herausforderung

Es zeigt sich, dass automatisiertes Fahren auch heute schon technisch umsetzbar ist. Das grössere Problem liegt bei der Akzeptanz durch die Menschen. Macht ein automatisiertes Fahrzeug einen Fehler oder verursacht es einen Unfall, löst dies ein grosses Echo in den Medien und der Bevölkerung aus, was bei menschlichen Fehlern selten der Fall ist. Dadurch geht viel Akzeptanz und Vertrauen gegenüber der neuen Technologie verloren. Selbst in der Technik-Hochburg San Francisco stossen die neuen Fahrzeuge auf Widerstand, obwohl sie in der Stadt omnipräsent sind und die Dienste der Robotaxis auch regelmässig in Anspruch genommen werden. Nebst der Beseitigung verbleibender technischer sowie politischer Hürden dürfte der Vertrauensaufbau bei der Bevölkerung die grösste Herausforderung für die automatisierten Fahrzeuge der Zukunft darstellen.

 

2 Kommentare
  1. Peter Frey sagte:

    Akzeptanz muss man erarbeiten. Ich würde mich gerne für die erste offizielle Taxifahrt in der Schweiz engagieren. Ist die Schweiz bereit dafür?

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