Velowege: Kantone mit hoher Kadenz
Unter Anleitung des ASTRA haben die Kantone mit der Planung ihrer Velowege begonnen. Allein in St. Gallen, im Tessin und im Wallis entstehen Hunderte von Kilometern neuer Strecken. Überblick über die kantonalen Projekte.
Vor der Umsetzung erfolgt die Planung. Zur Umsetzung des 2018 mit rund 75 % Stimmen verabschiedeten Veloweggesetzes arbeiten die Kantone intensiv an der Planung ihres Velowegnetzes. Die vom Volk angenommene Vorlage fordert eine sichere, attraktive, direkte und vernetzte Veloinfrastruktur. Als Fachstelle des Bundes für den Langsamverkehr begleitet das ASTRA die Kantone bei der Erstellung von Langsamverkehrswegen, namentlich mit einem praktischen Leitfaden. Darin wird insbesondere darauf hingewiesen, dass zwischen Alltags- und Freizeitfahrradwegen unterschieden werden muss. Urs Walter, Leiter Velo beim ASTRA, ist der Ansicht, dass die Kantonen diese Unterscheidung gut verstanden haben, und hält fest: «Es ist sehr erfreulich zu sehen, mit welcher Sorgfalt die Kantone ihre Planungsarbeiten angehen und wie sie die Vorschläge des ASTRA bezüglich Netzstruktur und -hierarchie aufnehmen.» Am zweiten Velo-Service-Tag im vergangenen Februar präsentierten mehrere Kantone wie Tessin, Wallis und St. Gallen den Stand ihrer Arbeiten.
Spannungsfelder in St. Gallen
Dieser Deutschschweizer Kanton hat, wie seine lateinischen Pendants, mit einer Analyse der Ausgangslage begonnen. St. Gallen verfügt heute über rund 2000 km Velowege auf Kantons- und Gemeindestrassen und 1500 km Trassen für Mountainbikes. Insbesondere die Mountainbike-Strecken stehen im Fokus der St. Galler Behörden. Das Netzwerk wird als «unattraktiv» eingestuft und «entspricht nicht den Erwartungen der Mountainbiker». Diese Defizite bringen die Biker dazu, mit ihren Zweirädern durch Wälder, Naturschutzgebiete oder Ruhezonen zu fahren, was leider zu Konflikten mit Jägern und Waldhütern führt, die diese Sportler ungern in Gebieten sehen, die der Tier- und Pflanzenwelt vorbehalten sind. Die Behörden arbeiten deshalb daran, bis 2027 ein Konzept zur Vermeidung solcher Konflikte vorzulegen.
Wallis: Chance MTB
Auch im Wallis steht das Mountainbike im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Westschweizer Kanton möchte von der Mountainbike-Weltmeisterschaft, die er im Jahr 2025 ausrichten wird, profitieren und will, wie Graubünden, zu einem der Top-Orte der Schweiz für diesen Sport werden. Die Walliser Behörden haben eine «Roadmap Velo/Mountainbike» erstellt und das grosse wirtschaftliche Potenzial dieses Sports, insbesondere für den Tourismus, begriffen. Bis 2042 will der Kanton ein 2400 km langes Mountainbike-Netz schaffen. Auch die Velotouristen und -ausflügler gehen nicht vergessen: der Kanton plant 1000 km für sie; Pilotprojekte in der Rhoneebene sind bereits vorgesehen. Das Wallis sieht den Planungsabschluss bis 2027 vor, während die Ausführungsarbeiten bis 2042 abgeschlossen sein werden.
Tessin, Realisierung bereits 2024
Auch das Tessin will den Takt erhöhen. Gestützt auf das neue Bundesgesetz hat der italienischsprachige Kanton eine Velostrategie mit einem Zeithorizont bis 2045 entwickelt. Ziel ist der Ausbau des Radwegnetzes, eine verstärkte Werbung und die Verbesserung der Infrastruktur und der Beschilderung. In einem ersten Schritt rechnen die Tessiner Behörden zwischen 2024 und 2030 mit einer Investition von 70 Millionen. Bis 2030 sollen 200 km zusätzliche Radwege auf ein Total von 570 km ausgebaut werden. Die Analysephase wird demnächst abgeschlossen; die Umsetzung dieser Massnahmen soll bereits Mitte 2024 erfolgen.
Diese Signale aus den Kantonen erfreuen Urs Walter: «Nach unserer Beurteilung sind viele Kantone auf dem richtigen Weg, um die vom Volk vorgegebenen Ziele zu erreichen», sagt der ASTRA-Experte. Der Fokus müsse nicht nur auf den Ausbau, sondern auch auf die Qualität dieser Velowege gelegt werden: «Wenn wir bei der Veloinfrastruktur einen qualitativen Sprung machen wollen, müssen die Radwege viel öfter als heute vom motorisierten Verkehr abgetrennt und breiter angelegt werden. Es braucht Platz für sicheres Radfahren.» Die Ideen sind klar, die Umsetzung kann folgen.
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