Für die Sicherheit versetzen wir Berge
Ende November 2025 konnte das ASTRA die Brünig-Passstrasse wieder vollständig öffnen, nachdem es Mitte Juli zu einem Steinschlag kam. Um die Sicherheit der Nationalstrasse zu gewährleisten, musste eine gesamte Felswand abgetragen werden.
Für das ASTRA bedeutet ein solches Ereignis wie am 14. Juli 2025, als ein rund ein Kubikmeter grosser Block aus der Felswand in der Ochsenwaldkurve am Brünigpass ausbrach, sofortiges Handeln. Denn die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden hat oberste Priorität. Die Strasse wurde kurzzeitig komplett gesperrt, der Strassenabschnitt gesichert und Geologen hinzugezogen, um die Felswand in der Ochsenwaldkurve auf weitere Gefahren zu untersuchen. Dabei zeigte sich, dass der vergleichsweise kleine Felsausbruch das Risiko weiterer Felsstürze sogar erhöht hatte, da der abgestürzte Block in der karstigen Felswand zuvor eine wichtige Stützfunktion innehatte.

Die Felswand nach Abschluss der Arbeiten.
Die Brünigstrasse ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen der Zentralschweiz und dem Berner Oberland. Eine längere Sperrung kam daher nicht in Frage, noch weniger eine eingeschränkte Nutzung mit dem Risiko eines grossen Felssturzes. So erarbeitete das ASTRA mit spezialisierten Projektpartnern in kurzer Zeit eine Sofortmassnahme, die das Problem mit der instabilen Wand sowohl kurz- als auch langfristig löst: rund 10’000 Kubikmeter Felswand sollten gezielt durch Sprengungen abgetragen werden. Damit der Verkehr während dieser Arbeiten den Abschnitt weiterhin passieren konnte, wurde eine Schutzwand aufgestellt und ein Ampelsystem auf einer Fahrspur eingerichtet.
Dank dieser Massnahmen blieb die Brünigstrasse während der gesamten Projektdauer durchgehende befahrbar. «Die Einschränkung mit der einspurigen Verkehrsführung bei der Ochsenwaldkurve war dennoch eine Herausforderung, vor allem zu Beginn des Projekts», sagt Lorenzo Sabato, der Projektleiter der Sofortmassnahme am Brünig seitens ASTRA. Die Natur nimmt keine Rücksicht auf den Jahrestakt der Menschen und so fiel der Stein just in der Sommerferienzeit auf die Brünigstrasse, als diese sehr stark frequentiert war. «Über mehrere Wochen stand deshalb rund um die Uhr ein Verkehrsdienst im Einsatz. Mit wenigen Ausnahmen konnte dieser den Verkehrsfluss aufrecht und die Wartezeiten kurz halten», führt Sabato aus. Zudem war der Verkehrsdienst eine willkommene Hilfe für die Baustelle. Da die Felswand sprengtechnisch abgetragen wurde, erfolgten dutzende kleinere Sprengungen, für die der Verkehr jeweils kurz gestoppt werden musste.
Die Vergabe der Arbeiten an eine lokale Firma erwies sich in vielerlei Hinsicht als Glücksfall. Die kurzen Versorgungswege beschleunigten nicht nur die Arbeiten, sondern hatten auch einen positiven Effekt auf Kosten und Nachhaltigkeit.
Begrünungsarbeiten im Frühling
Früh ins Projekt einbezogen wurden auch das kantonale Amt für Landschaft und das Bundesamt für Umwelt (BAFU). Schliesslich bedeutet eine solche Massnahme auch einen grösseren Eingriff in die Natur. So mussten Bäume gerodet werden, um auf dem Felsen arbeiten zu können. Ebenso waren ein Wendeplatz und eine Zufahrtsrampe für den An- und Abtransport nötig. Für Projektleiter Lorenzo Sabato und das ASTRA war jedoch klar: «Nach Abschluss der Arbeiten an der Felswand und der Strasse werden diese temporären Einrichtungen wieder zurückgebaut. Der Wald wird aufgeforstet und die neu gestaltete Wand begrünt.» Die Abschluss- und Begrünungsarbeiten haben keine weiteren Auswirkungen auf den Verkehr und werden im Frühling durchgeführt, wenn die Natur wieder blüht und die Pflanzen rasch wachsen können.
Ende November 2025 konnte das ASTRA wieder beide Fahrspuren freigeben. Die Hauptarbeiten waren rund drei Wochen früher abgeschlossen als ursprünglich geplant. Kahl und blank, wie eine riesige Treppe, steht die neu gestaltete Felswand seither da, bereits bedeckt vom ersten Schnee. Schon in ein paar Jahren wird die Felswand bewachsen sein und nur wenige werden die Veränderungen noch bemerken. Der Wald und die Pflanzen werden ihr Territorium zurückfordern und das Land entlang der Ochsenwaldkurve wieder in Beschlag nehmen.















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