Der Aufbau einer Nationalstrasse: vielschichtig und langlebig

Unter dem Asphalt einer Nationalstrasse steckt mehr als man denkt: Ein durchdachter Schichtenaufbau sorgt für Sicherheit, Stabilität und Langlebigkeit. Wie dieser Aufbau gegliedert ist und welche Vorteile er mit sich bringt, zeigt ein Blick unter die Oberfläche.

Obwohl sie alltäglich erscheint, ist die Fahrbahn einer Nationalstrasse das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und präziser Ingenieurskunst. Unter der scheinbar homogenen Asphaltfläche verbirgt sich ein durchdachtes System aus mehreren funktional abgestimmten Schichten.

Der Schichtaufbau: robust und clever zugleich

Man spricht beim Schichtenaufbau von einer flexiblen Bauweise. Das bedeutet: Mehrere Schichten bilden zusammen den Oberbau der Strasse und leiten die Beanspruchungen ausgehend von Fahrzeugen wie Schub- oder Biegekräfte kontrolliert in den Unterbau und Boden weiter.

Der Vorteil dieses Aufbaus: Jede Schicht ist exakt auf ihre Funktion und Belastung abgestimmt – das erhöht die Langlebigkeit der Konstruktion und ermöglicht eine gezielte, ressourcenschonende Sanierung. Denn in der Regel muss nach 15 bis 20 Jahren intensiver Nutzung lediglich die zuoberst liegende Deckschicht erneuert werden. Die nächsttieferliegenden Schichten wie die Binder- und Trageschicht sind wesentlich langlebiger und können bei guten Bedingungen bis zu 60 Jahre ohne Sanierung bestehen. „Jede einzelne Schicht ist ein fein abgestimmtes Glied in einer Kette, deren Gesamtheit eine langlebige, sichere und wirtschaftliche Infrastruktur schafft“, erklärt Fabian Traber, Fachspezialist Strassenaufbau/Oberbau.

Funktion der einzelnen Schichten

Von der obersten Deckschicht bis zum verbesserten Untergrund – die Grafik zeigt den Schichtenaufbau samt Eigenschaften und Funktionen jeder Schicht.

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Deckschicht

  • 🪨 Dicht bis porös, je nach Einsatzort
  • 🎯 Griffige und ebene Fahrbahnoberfläche
  • 🎯 Aufnahme der direkten Lasten und Kräfte
  • 🎯 Schutz der darunterliegenden Schichten vor Umwelteinflüssen
  • 📐 3–5 cm

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Binderschicht

  • 🪨 Dicht und verformungsbeständig
  • 🎯 Aufnahme der primären Schubkräfte
  • 🎯 Schutz der Deckschicht vor Verformungen
  • 📐 8–10 cm

3

Tragschicht

  • 🪨 Gebundenes Mischgut
  • 🎯 Standfeste Unterlage für die Fahrbahn
  • 🎯 Verhindert Bewegungen im Erdreich
  • 📐 8–10 cm

4

Gebundene Fundationsschicht

  • 🪨 Gebundenes Mischgut
  • 🎯 Stabilisierung der Fundationsschicht
  • 📐 8–10 cm

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Fundationsschicht

  • 🪨 Ungebundener Kies und Sand
  • 🎯 Schutz des Oberbaus vor Frostschäden
  • 🎯 Verhinderung von Setzungen
  • 📐 50–70 cm

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Verbesserter Untergrund

  • 🪨 Zement- oder kalkstabilisierter Boden
  • 🎯 Erhöhung der Traglast des natürlichen Untergrunds

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Legende

  • 🪨 Material/Beschaffenheit
  • 🎯 Ziel/Funktion
  • 📐 Schichtdicke

Rezeptur Asphalt – für jede Schicht die passende Mischung

Asphalt bildet das substanzielle Herzstück des Schichtenaufbaus und besteht zu 95 % aus natürlichen Gesteinskörnungen und zu 5 % aus Bitumen – einem besonders langlebigen und widerstandsfähigen Bindemittel. Derzeit wird bei Belagsmischungen rund 50% Recyclingmaterial verwendet, je nach Anwendung kann der Anteil auch bis zu 90% steigen.

Durch gezielte Anpassungen der Mischung lassen sich die Eigenschaften genau auf die jeweiligen Anforderungen abstimmen. So bestimmt das Verhältnis von Bitumen und Zusatzstoffen wie z.B.  Kalkhydrat die Elastizität, Spurrinnentoleranz sowie Alterungs- und Witterungsbeständigkeit des Asphalts. Die gewählte Gesteinskörnung beeinflusst hingegen die Struktur des Belages – und damit, wie stark Fahrgeräusche an die Umgebung abgegeben werden. Die Mischgutsorte SDA 8 bewirkt dank ihrer hohlraumreichen Struktur eine lärmmindernde Wirkung und wird bei Abschnitten in Siedlungsnähe standartmässig verwendet. Mehr zum lärmarmen Belag ist im Beitrag Weniger Lärm mit Gussasphalt – dank MA8 LA zu lesen.

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