Die Schweiz – Pionierin der intelligenten Mobilität
Immer häufiger sind Robotaxis und Lieferroboter auf Schweizer Strassen anzutreffen. Welche Rolle spielt das ASTRA dabei?
«New York, Austin und nun auch Zürich: Robotaxis sind auf dem Vormarsch», «In Bern fährt der erste Lieferwagen ohne Chauffeur», «Selbstfahrender Bus in Arbon TG nimmt erste Passagiere auf» … Diese und andere Schlagzeilen vermitteln den Eindruck, das automatisierte Fahren sei in der Schweiz schon bald eine Selbstverständlichkeit. Wahrheit oder geschicktes Marketing? Jens Henkner und Benno Nager, Fachspezialisten des ASTRA für automatisiertes Fahren, ordnen die Entwicklungen ein.
Jens Henkner (J. H.): Mit der Inkraftsetzung der Verordnung über das automatisierte Fahren im März 2025 hat die Schweiz Pionierarbeit geleistet. Zwar wurde bis heute noch kein Fahrzeug dieser Art geprüft und zum Verkehr in der Schweiz zugelassen, aber die neue Gesetzgebung hat die Aufmerksamkeit bedeutender internationaler Player geweckt: Sie wissen nun, dass die Schweiz vorteilhafte Bedingungen für die Durchführung von Pilotversuchen bietet. Mehrere Akteure haben sich bei uns bereits über die Möglichkeiten für solche Versuche erkundigt.
Benno Nager (B. N.): Die Verordnung trat just zu einem Zeitpunkt in Kraft, als die Technologie enorme Fortschritte verzeichnete. Damit entstanden in der Schweiz gerade rechtzeitig ideale Voraussetzungen für Pilotversuche.

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Aber ist diese Vorreiterrolle nicht auch mit Risiken verbunden?
J. H.: Es gibt klare Leitplanken, denn wir gehen Schritt für Schritt vor. So verkehren beispielsweise Pilotfahrzeuge zunächst mit einer Begleitperson an Bord. In einer zweiten Phase werden sie aus der Ferne von einer Sicherheitsfahrerin oder einem Sicherheitsfahrer überwacht. Erst danach sind vollständig automatisierte Fahrten möglich. Nach jeder durchlaufenen Etappe werden die Risiken neu beurteilt. Die Organisationen, die solche Versuche durchführen, müssen ihrerseits einen hieb- und stichfesten Nachweis für den erfolgreichen Abschluss jeder Phase erbringen, bevor grünes Licht für die nächste Etappe erteilt wird.
Gibt es in der Schweiz bereits Fahrzeuge, die vollständig automatisiert unterwegs sind?
B. N.: Nein. Derzeit laufen hierzulande drei Pilotversuche zum automatisierten Fahren. Im Furttal bei Zürich werden die Robotaxis noch nicht sich selbst überlassen. Das kommt erst in der nächsten Phase. Die Lieferwagen von LOXO und Planzer in Bern dagegen haben bereits mehrere Tausend Einsätze ohne Zwischenfall absolviert und dürften bald ohne Sicherheitsfahrerin bzw. Sicherheitsfahrer an Bord unterwegs sein. In Arbon wiederum hat ein autonomer Kleinbus mit 20 Plätzen für den öffentlichen Nahverkehr den Betrieb aufgenommen. Dort wurde ein äusserst vorsichtiges Vorgehen gewählt: Erst in der allerletzten Testphase wird der Bus aus der Ferne von einer Sicherheitsfahrerin oder einem Sicherheitsfahrer überwacht.

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Vor Kurzem haben auch zwei Versuche mit Robotern auf Trottoirs von sich reden gemacht. Inwiefern ist das ASTRA hier involviert?
B. N.: Diese Roboter gelten als Fahrzeuge, sie sind aber nicht typengeprüft. Damit sie auf öffentlichen Strassen fahren dürfen, braucht es eine spezielle Bewilligung. Da sich die Roboter den Verkehrsraum mit Seniorinnen und Senioren, Kindern und Velofahrerinnen und Velofahrern teilen, muss die Sicherheit der übrigen Verkehrsteilnehmenden gewährleistet sein.
J. H.: Der Bundesrat hat auch schon die Befürchtung geäussert, dass solche Roboter im öffentlichen Raum überhandnehmen könnten, wenn ihr Einsatz nicht klar geregelt wird. Personen, die einen Pilotversuch durchführen möchten, können bei uns eine spezielle Bewilligung beantragen.
Weiterführende Informationen des ASTRA zum Thema automatisiertes Fahren: Intelligente Mobilität
Swiss Transit Lab





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