Kunstbauten und Klimaschutz – Wege zu nachhaltigen Bauwerken

Brücken, Tunnel, Schutzgalerien oder Stützmauern – sogenannte Kunstbauten prägen das Schweizer Nationalstrassennetz. Sie ermöglichen Mobilität in schwierigem Gelände oder schützen vor Naturgefahren. Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele des ASTRA stellt sich die Frage: Wie können Bau, Betrieb und Unterhalt solcher Bauwerke nachhaltiger gestaltet werden?

Ein Kunstbau begleitet einen langen Lebenszyklus: von der Rohstoffgewinnung über die Materialproduktion, den Bau, Betrieb und Unterhalt bis hin zum Rückbau und der Entsorgung des Materials. Während dieses gesamten Zyklus summieren sich die Treibhausgasemissionen. Die ASTRA-Fachtagung – Dekarbonisierung der Nationalstrassen am 20. November 2025 in Bern widmet dem Thema einen eigenen Programmpunkt. Im Fokus steht die zentrale Frage: Wie können Kunstbauten so gestaltet werden, dass sie über ihren gesamten Lebenszyklus weniger Treibhausgase verursachen und so aktiv zur Nachhaltigkeit beitragen?

Dekarbonisierung beginnt bei der Planung

Netto-Null bis 2050 – dieses Ziel schreibt das Klima- und Innovationsgesetz (KIG) vor, welches die Schweizer Stimmberechtigten 2023 angenommen haben und das seit Anfang 2025 in Kraft ist. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, soll die Bundesverwaltung – und damit auch das ASTRA – bereits bis 2040 klimaneutral sein. Das ASTRA verpflichtet sich in diesem Rahmen, das Nationalstrassennetz umweltfreundlicher zu betreiben und die Nachhaltigkeit der Infrastruktur über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen. Die Einsparung von Treibhausgasen beginnt dabei bereits bei der Planung von Kunstbauten: Durch eine sorgfältige Planung wird genau berechnet, wie viel Material für stabile und sichere Bauwerke tatsächlich erforderlich ist. So werden übermässige Materialmengen vermieden, was Ressourcen und Energie spart und gleichzeitig dafür sorgt, dass die Bauwerke langlebiger sind.

Nachhaltiger Beton: Weniger Material, weniger Emissionen

Beton wird aus Kies, Sand, Wasser und aus dem Bindemittel Zement hergestellt. Auch hier gibt es erhebliches Einsparpotenzial:  Neue Mischungen mit weniger Zement oder Zementarten mit reduziertem Klinkeranteil ermöglichen eine deutliche Reduktion der CO₂-Emissionen. Studien zeigen, dass bei einem Bauwerk wie einer Brücke bereits rund drei Viertel der Treibhausgase auf die Herstellung der Baumaterialien entfallen, bezogen auf den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks, hauptsächlich durch die Zementproduktion und insbesondere die Herstellung des Klinkers.
Die Optimierung der Betonmischung und ein effizienter Materialeinsatz ermöglichen eine spürbare Verringerung der CO₂-Emissionen. Mit klimafreundlicherem Zement können allein durch neue Materialformulierungen Einsparungen von über 25 Prozent während des gesamten Lebenszyklus erzielt werden.

Pilotprojekte wie die Bahnhofsbrücke in Tüscherz oder Stützmauern am San Bernardino zeigen, dass solche Ansätze technisch machbar und sicher sind.

Bahnhofsbrücke in Tüscherz
Der Bau der Bahnhofsbrücke in Tüscherz erfolgte mit nachhaltigem Beton
Der Bau der Stützmauer am San Bernardino
Auch der Bau der Stützmauern am San Bernardino diente als Pilotprojekt für nachhaltigen Beton

Langlebige Bauwerke durch Kontrolle, Pflege und Recycling

Damit die Kunstbauten so lange wie möglich genutzt werden können, führt das ASTRA regelmässige Kontrollen und Unterhaltsarbeiten durch. Alle fünf Jahre werden die Bauwerke genau unter die Lupe genommen – zeigen sich dabei Schäden, werden diese rechtzeitig behoben. So bleiben die Bauwerke sicher, und im Vergleich zu einem Ersatzneubau werden deutlich weniger Energie und Materialien wie Beton, Asphalt oder Stahl verbraucht.
Wenn ein Bauwerk am Ende seines Lebenszyklus ersetzt werden muss, wird es umweltschonend zurückgebaut. Beton, Asphalt, Stahl und andere Materialien werden nach Möglichkeit wiederverwendet – manchmal direkt an derselben Stelle. Recycelter Beton kann zum Beispiel als Füllmaterial oder für die Einbettung von Kanalisationsrohren eingesetzt werden. Bereits bei der Planung neuer Bauprojekte müssen Baufirmen stellenweise auf wiederverwertetes Material setzen.

Zukunftsfähige Infrastruktur gestalten

Die Dekarbonisierung von Infrastrukturen bietet die Chance, Baukultur neu zu denken. Damit Nachhaltigkeit zum Standard wird, muss das Bundesamt für Strassen (ASTRA) als Bauherrin der Nationalstrassen neue Beschaffungskriterien definieren, die den Einsatz von nachhaltigeren Materialien fördern. So entsteht ein Anreiz, innovative und ressourcenschonende Lösungen zu entwickeln, die langfristig zu einer robusten und zukunftsfähigen Infrastruktur beitragen.

 

ASTRA Fachtagung 2025 – Dekarbonisierung der Nationalstrassen
Die Präsentationen der Referentinnen und Referenten sowie weitere Unterlagen finden Sie ab sofort unter: ASTRA Fachtagung 2025 – Dekarbonisierung der Nationalstrassen.


Nachhaltigkeit im ASTRA

Ob nachhaltige Baustoffe, Photovoltaikanlagen entlang der Nationalstrassen oder Frühwarnsysteme gegen Naturgefahren – mit einem ganzheitlichen Ansatz, der ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte vereint, setzt sich das ASTRA für eine sichere, effiziente und umweltfreundliche Infrastruktur und Mobilität ein.

👉 Mehr dazu im Nachhaltigkeitsbericht des ASTRA: Nachhaltigkeitsbericht.

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