Vor Naturgefahren geschützte Strassen
Im Juni 2024 verschüttete ein Murgang die Engigalerie am Simplonpass. Dank der laufenden Überwachung konnte das ASTRA die Strasse rechtzeitig sperren. Unser Blogbeitrag bietet einen Einblick in die Massnahmen, die das ASTRA zum Schutz der Nationalstrassen vor Naturgefahren ergreift.
Am letzten Juniwochenende kam es am Simplonpass zu starken Niederschlägen. Dadurch ereignete sich ein Murgang, der die Engigalerie der Nationalstrasse auf rund dreissig Metern verschüttete. Auch das Innere der Galerie wurde teilweise bis zur Decke gefüllt. Zu Schäden an der Infrastruktur oder gar Personenschäden kam es nicht. Dies vor allem auch, weil die Gefahr bekannt war und die Situation rund um die Uhr beobachtet wurde.
Doch nicht nur am Simplon sind die Strassen Naturgefahren ausgesetzt. Rund 15 Prozent des Nationalstrassennetzes liegen in exponierten Gebieten und sind potenziell von Murgängen, Lawinen, Steinschlägen oder Hochwasser betroffen. Um die Sicherheit und Verfügbarkeit auch von diesen Abschnitten zu gewährleisten, führt das ASTRA eine einheitliche Gefahrenbeurteilung für das gesamte Nationalstrassennetz durch. Besteht ein gewisses Risiko, werden Schutzmassnahmen ergriffen. Dazu gehören etwa Steinschlag-Schutznetze, Lawinenverbauungen oder Geschiebesammler. Auch Felsreinigungen im Frühling gehören dazu. Pro Jahr investiert das ASTRA rund 20 Millionen Franken in den Schutz der Nationalstrassen vor Naturgefahren.
Permanente Überwachung
Nebst diesen statischen Bauten erfordern einzelne besonders gefährdete Abschnitte eine permanente Überwachung. Auch die Engigalerie am Simplon gehört dazu, denn weitere Murgänge sind nicht ausgeschlossen. Oben am Berg, wo die Murgänge ihren Ursprung haben, ist ein Monitoringsystem eingerichtet. GPS-Sensoren an strategischen Orten geben Aufschluss über Bewegungen, Kameras liefern regelmässig Bilder, womit die Bewegungen auch visuell nachvollzogen werden können. Weiter ist eine Wetterstation eingerichtet, die Niederschlag, Temperatur und weitere Daten misst.
Cornelia Winkler, Naturgefahrenspezialistin in der Infrastrukturfiliale Thun und somit zuständig für die Naturgefahren am Simplon, streicht die Wichtigkeit des Monitorings heraus. «Diese Daten liefern uns wertvolle Hinweise, wie sich das Hangmaterial verhält und hilft uns, diesen Prozess besser zu verstehen. Dadurch können wir die Gefahr mit der Zeit immer genauer einschätzen.»
Auftauen des Permafrosts bedeutet neue Beurteilung
Sollte es tatsächlich zu einem Murgang oder einem grösseren Steinschlag kommen, wird dies von verschiedenen Systemen registriert. Im Murgangkanal ist eine Reissleine installiert, die bei einem grösseren Murgang vom Material gerissen wird. Auch unterschiedliche Radarsysteme sind im Einsatz, die Bewegungen am Berg registrieren. «Verschiedene Systeme detektieren unterschiedliche Vorgänge. Durch den Einsatz mehrerer Systeme erhoffen wir uns, alle relevanten Vorgänge zu detektieren», erklärt Cornelia Winkler. Detektiert ein System einen Vorgang, der bis zur Nationalstrasse reichen wird, stellen Lichtsignalanlagen auf der Strasse innert Sekunden auf Rot.
Mit den Klimaveränderungen und dem Auftauen des Permafrosts muss die Gefahrensituation laufend neu beurteilt werden. Dabei kann das ASTRA von den Erfahrungen wie hier am Simplon profitieren, damit die Sicherheit und Verfügbarkeit der Strasse auch in Zukunft gewährleistet ist.
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