Einblicke in die Walliseller Unterwelt

Die A1 bei Wallisellen gilt als der meistbefahrene Autobahnabschnitt der Schweiz. Langfristig soll die Strecke zwischen Zürich und dem Brüttiseller Kreuz durch die Glattalautobahn entlastet werden. Das neue Teilstück wird dereinst durch einen neuen Tunnel führen. Um die optimale Linienführung zu finden, werden von Juni bis Ende 2021 Sondierbohrungen durchgeführt.

Über 140’000 Fahrzeuge passieren täglich die Messstelle an der A1 bei Wallisellen. Der Abschnitt zwischen Zürich-Nord und dem Brüttiseller Kreuz stösst bereits heute zu Spitzenzeiten an seine Kapazitätsgrenzen. Prognosen gehen von einer weiteren Verkehrszunahme im Raum Glattal aus. Mit der Glattalautobahn will das ASTRA den verkehrlichen Engpass beheben.

Das Projekt sieht den Bau eines rund neun Kilometer langen neuen Teilstücks (A121) zwischen Zürich-Nord und Baltenswil vor. Der Baubeginn ist in den 2040er-Jahren vorgesehen. Zurzeit ist das ASTRA mit der Erarbeitung des Generellen Projekts beschäftigt. Dies beinhaltet unter anderem die Wahl der Linienführung. Da die Glattalautobahn mehrheitlich durch einen neu zu erstellenden Tunnel «Hard» geführt werden soll, sind dazu Einblicke in den Untergrund notwendig.

Sondierungen in bis zu 80 Meter Tiefe

Wir begeben uns in eine beschauliche Quartierstrasse in Wallisellen. Ein Team aus zwei Personen ist gerade damit beschäftigt, ein tiefes Loch zu bohren. Mit einem sogenannten Futterrohr wird zuerst eine Vorbohrung gemacht, erst dann wird die eigentliche Kernbohrung durchgeführt. Die unterschiedlichen Knirschgeräusche des Bohrkopfs geben für geübte Ohren bereits erste Hinweise auf die Beschaffenheit des Untergrunds. 

Die Bohrung wird jeweils in Schritten von zwei Metern vorangetrieben. Das Bohrgut wird jedes Mal entnommen und in die vorbereiteten Kisten gelegt. An diesem Standort wird die Sondierung 50 bis 60 Meter in die Tiefe gehen. Dafür sind die beiden Arbeiter anderthalb Wochen beschäftigt. An anderen Stellen wird bis zu 80 Meter tief gebohrt.

Lage des Grundwassers und Felslinie bestimmen

Insgesamt werden 43 Sondierbohrungen für den Tunnel Hard auf dem Gebiet der Gemeinden Wallisellen, Opfikon, Bassersdorf, Dietlikon und Wangen-Brüttisellen vorgenommen. Ziel ist zu ermitteln, wie sich das Grundwasser ausdehnt und wie mächtig und durchlässig die tragenden Schichten sind. Denn der Tunnel darf die Nutzung aus umwelt- und wasserschutztechnischen Gründen nicht beeinträchtigen. Ausserdem sollte der Tunnel idealerweise im Fels verlaufen, da dieser bohrtechnisch einfacher zu durchörtern ist. Zudem sollen die Bohrungen Aufschluss über die geologischen Schichten und deren Abfolge geben.

Die örtliche Geologie ist sehr heterogen, also durchmischt. Sie wurde stark durch die Eiszeit geprägt. Gletschervorstösse mit Schotterablagerungen sowie Seeablagerungen wechseln sich ab. Die genaue Abfolge der grundwasserführenden Schotterschichten und der wasserundurchlässigen Seebodenablagerungen geben den Ausschlag für die Linienführung. 

Überführung in ein 3D-Modell

Noch bis Ende des Jahres werden drei parallel arbeitende Teams mit ihren Bohrgeräten im Einsatz sein, um die 43 Bohrungen fertig zu stellen. Nebst den Erkenntnissen aus den aktuellen Sondierungen werden auch Ergebnisse aus früheren Bohrungen hinzugezogen. Am Schluss wird man Daten von ca. 100 Bohrungen haben, aus denen dann ein 3D-Modell des Untergrunds generiert wird.

Der in diesem Jahr mit den Sondierbohrungen untersuchte Korridor weist eine Breite von rund einem Kilometer auf. Ob genau bei diesem Bohrloch in Wallisellen eines Tages der Tunnel durchführen wird, ist also höchst unsicher. Ganz auszuschliessen ist es aber auch nicht.

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