Mobilität im Wandel: So sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unterwegs

Eine Studie, die im Auftrag des ASTRA durchgeführt wurde, zeigt: Die Mobilität von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich zwischen 1994 und 2021 stark verändert.

Neben seiner Verantwortung für den motorisierten Individualverkehr ist das ASTRA auch die Fachbehörde für den Langsamverkehr, also für den Fuss- und Veloverkehr. Begleitet von dieser Fachstelle hat das ASTRA im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, die die Entwicklungen der Mobilitätsmuster von Kindern (6–12 Jahre), Jugendlichen (13–15 Jahre) und jungen Erwachsenen (16–20 Jahre) zwischen 1994 und 2021 untersucht. Dafür wurde unter anderem die Verkehrsmittelwahl dieser Zielgruppen anhand der Daten des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021 genauer unter die Lupe genommen.

Entwicklung der Verkehrsmittelwahl auf Wegen für alle Zwecke von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen 1994 bis 2021 und 2015 bis 2021 (Basis = 9’847, 36’883 bzw. 27’811 Wege für 1994, 2015 bzw. 2021)

Normale Velos im Ab-, E-Bike im Aufschwung

Die Velonutzung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist seit 1994 um mehr als die Hälfte zurückgegangen und nimmt weiterhin ab. Dies, obwohl vielen (90%) ein Velo oder E-Bike zur Verfügung steht. Obwohl E-Bikes bei den 14-20-Jährigen aktuell noch eher selten genutzt werden, scheinen sie seit 2015 an Beliebtheit zu gewinnen und die Nutzung normaler Velos zu ersetzen. So hat sich die Anzahl Etappen, die in diesem Alter mit dem E-Bike zurückgelegt werden, seit 2015 verfünfzehnfacht. In der Studie wurden vertiefende Analysen durchgeführt, um mehr über den Hintergrund der Velonutzung in Erfahrung bringen zu können. So hängt beispielsweise die Verfügbarkeit von Veloabstellplätzen am Ausbildungsort mit einer höheren Velonutzung zusammen. Es ist zu vermuten, dass mehr Veloabstellplätze auch direkt zu mehr Velofahrten führen, allerdings lässt sich dies nicht eindeutig aus den Daten schliessen. Ebenfalls einen Zusammenhang gibt es zwischen der Velonutzung und Förderaktionen. Das deutet vor allem darauf hin, dass die Kinder dank solcher Aktionen ihre Velofahrfähigkeiten verbessern können, womit die Verkehrssicherheit erhöht wird. Für Wege, bei denen verschiedene Verkehrsmittel für eine Etappe kombiniert werden, nutzen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen das Velo nur sehr selten. Viel eher kombinieren sie Autofahrten oder den öffentlichen Verkehr mit Fusswegen.

Mehr Führerausweise, aber weniger Fahrten

Bei den motorisierten Fortbewegungsmitteln zeigt die Studie eine interessante Wendung bezüglich des Besitzes eines Führerausweises. Nachdem dieser bei jungen Menschen in den letzten Jahren rückläufig war, steigt der Anteil wieder an. Dieser Trend könnte unter anderem mit der Reduktion des Mindestalters für den Erwerb des Lernfahrausweises, die im Januar 2021 erfolgt war, begründet werden. Auch die Verfügbarkeit eines Autos (oder anderen Motorfahrzeuges) hat, vor allem bei den jungen Erwachsenen, zugenommen. 73% der jungen Erwachsenen steht ein motorisiertes Fahrzeug immer oder nach Absprache zur Verfügung. Allerdings wird das Motorfahrzeug heutzutage weniger für regelmässige Etappen (z.B. Arbeits- oder Ausbildungsweg) im Alltag genutzt als dies noch vor 20 Jahren der Fall war. Dieser Rückgang ist zum Teil pandemiebedingt, hat jedoch bereits davor eingesetzt. Vor allem der Umstieg auf den ÖV, beispielsweise aufgrund zusätzlicher Angebote in der Nacht, könnten diesen Trend mitbeeinflussen.

Zunehmende Distanzen als prägendster Faktor

Neben dem Alter sind weitere Faktoren ausschlaggebend dafür, wie sich Menschen fortbewegen. Einer der prägendsten Aspekte sind sicherlich die immer längeren Distanzen zur Ausbildungsstätte, die folglich weniger mit dem Velo bestritten werden können. Diese werden vor allem bei jungen Erwachsenen zunehmend mit dem ÖV zurückgelegt. Damit zusammenhängend sind auch Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten für die Wahl des Verkehrsmittels entscheidend. Während in ländlicheren Gebieten motorisierte Wege schon ab 16 Jahren bedeutender werden, sind in der Stadt die Anteile von Wegen zu Fuss grösser. Auch die Erschliessung der ÖV-Verbindungen und die Anzahl an Autos im eigenen Haushalt sind für die Wahl des Verkehrsmittels entscheidend.

Die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird also durch unterschiedliche Faktoren geprägt und hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Insbesondere der allgemeine Rückgang beim Velo und die Zunahme des öffentlichen Verkehrs sowie der Fussweganteile bei den über 13-Jährigen fallen auf. Letztere Entwicklung untermalt die grosse Bedeutung des Fussverkehrs als verbindendes Element des Verkehrssystems. Trotz des starken Rückgangs seit 1994 zeigt sich zuletzt wieder ein wachsendes Interesse an Velos und E-Bikes bei jungen Erwachsenen.

 

Langsamverkehr im ASTRA

Das ASTRA fördert den Ausbau einer sichereren und verfügbaren Velo- und Fussverkehrsinfrastruktur und unterstützt die Kantone bei der Umsetzung. Ziel dabei ist es, den Verkehr möglichst zu entflechten und die Verkehrssicherheit für alle Teilnehmenden zu erhöhen. Im Rahmen der Roadmap Velo schliessen sich diverse Akteure zusammen mit dem Ziel, das Velofahren in der Schweiz attraktiver zu machen und das Velowegnetz in Einklang mit dem eidgenössischen Veloweggesetz zu bringen. Damit erleichtert das ASTRA auch die Zusammenarbeit und Koordination unterschiedlicher Akteure, wie beispielsweise andere Bundesämter, Kantone und Fachorganisationen.

 

Weitere Informationen:

Mobilität von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Veränderungen zwischen 1994 und 2021 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Netiquette gelesen. J'ai lu la Netiquette. Ho letto la Netiquette.