«An guten Tagen schaffen wir bis zu 20 Tunnelmeter»

Seit Februar läuft der Hauptvortrieb für die zweite Gotthardröhre. Jacopo Cheda, Projektleiter Nord bei der ASTRA Infrastrukturfiliale Bellinzona und Xavier von Mandach, der verantwortliche Baustellenchef für den TBM-Vortrieb in Göschenen, erklären die Funktionsweise und Besonderheiten der Tunnelbohrmaschine.

Xavier von Mandach sitzt in seinem Büro unweit des Tunnelportals in Göschenen und schaut gebannt auf sein Smartphone. Er verfolgt mit einer App den Baufortschritt und erklärt die aktuellen Werte zur Tunnelbohrmaschine (TBM): «Gestern haben wir knapp zehn Meter geschafft.» Von Mandach ist Baustellenchef TBM Vortrieb der ARGE secondo tubo und am Gotthard für den Hauptvortrieb von der Nordseite verantwortlich.

Ein paar Meter weiter verlassen gerade 15 Mineure die Baustelle, sie wurden gerade von der nächsten Equipe abgelöst. 12 Personen arbeiten jeweils auf der TBM und bedienen die vielen Geräte auf der rund 110 Meter langen Maschine, weitere drei Mineure sind draussen auf dem Installationsplatz und bereiten das Material zum Transport in den Berg vor. Die Tunnelbohrmaschine ist rund um die Uhr im Einsatz, die Mineure arbeiten im Dreischichtbetrieb.

In einem Tag kann die TBM bis zu 20 Tunnelmeter ausbrechen, je nach Felsbeschaffenheit. Aktuell arbeitet sie sich durch den Aaregranit. «Dieser ist besonders hart und abrasiv, deshalb schaffen wir hier nur rund acht bis zehn Meter am Tag», erklärt von Mandach. «Für die Tunnelbohrmaschine ist das aber kein Problem, sie wurde schliesslich genau für die vorherrschenden geologischen Verhältnisse am Gotthard gebaut.» Einzig die Rollenmeissel müssen derzeit häufiger als üblich ersetzt werden.

Mit 14751 PS durch das Gotthardmassiv

Die beiden Tunnelbohrmaschinen für den Hauptvortrieb der zweiten Gotthardröhre wurden von der Firma Herrenknecht AG produziert. Sie wurden anschliessend in Einzelteile zerlegt und mit rund 200 Lastwagen und Sondertransporte nach Göschenen und Airolo transportiert.

Beide TBM haben einen Durchmesser von rund 12,3 Metern und etwa dieselbe Länge. Daneben gibt es aber auch einige Unterschiede: Die Tunnelbohrmaschine «Paulina» in Airolo ist mit 2118 Tonnen rund 300 Tonnen schwerer als ihre Schwester in Göschenen. Entsprechend wird die TBM im Norden mit einer Leistung von 7138 PS angetrieben, während in Airolo 7613 PS nötig sind. Jacopo Cheda, Projektleiter Nord bei der ASTRA Infrastrukturfiliale Bellinzona, erklärt die Unterschiede: «Wir müssen unterschiedliche Gesteinsschichten ausbrechen, wodurch die Ansprüche an die beiden Tunnelbohrmaschinen etwas variieren.»

Insgesamt sei der Ausbruch mit einer Tunnelbohrmaschine kaum mehr mit dem konventionellen Ausbruch von früher zu vergleichen – mit dem der erste Gotthard-Strassentunnel in den 1970er-Jahren gebaut wurde. «Mit der TBM kommen wir deutlich schneller voran», so Cheda. Dafür müssten aber rund 18 Monate von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme, der sogenannten «Andrehung», eingeplant werden. «Der Vortrieb startet später, dafür ist dieser viel sicherer als mit Sprengmitteln».

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