Kampfjets auf der Autobahn

©VBS

Bei einer Fahrt über die Schweizer Autobahnen vermutet heute kaum jemand, dass diese in der Vergan­genheit abschnittsweise nicht nur dem Strassenverkehr, sondern auch der Militärfliegerei gedient haben. So waren verschiedene Teilstücke der Nationalstrasse als Behelfsflugplätze für die Luftwaffe ausgebaut.

Der Bundesbeschluss über das National­strassennetz vom 21. Juni 1960 kann heute als Geburtsstunde der schweizeri­schen Autobahnen angesehen werden. In diesen Zeitraum fallen auch «heisse» Phasen des Kalten Krieges. Vor diesem Hintergrund verfügte die Schweiz damals über eine gut dotierte Luftwaffe mit einem Bestand von rund 350 Kampfflugzeugen. Diese waren vor Angriffen gut geschützt in Bunkern und Felskavernen untergebracht. 

Die damaligen Bedrohungsszenarien sahen die Landebahnen als wunden Punkt an. Bei deren Zerstörung hätten die Jets weder star­ten noch landen können und wären somit nutzlos geworden.

Kostenbeteiligung des Militärdepartement 

So erstaunt es nicht, dass man bei der Planung des Autobahnnetzes in den 60er-Jahren die Forderung der Flieger­truppen nach schnell aktivierbaren Aus­weichpisten berücksichtigte. Dazu wur­den verschiedene Autobahnabschnitte ausgewählt. Das dafür zuständige Eidgenössische Militärdepartement übernahm die Hälfte der Baukosten des jeweiligen Abschnitts. 

Diese Kostenbeteiligung war mit Auflagen verbunden. So mussten die Anflugsektoren frei von Hindernissen, der Mittelstreifen durch­gehend befestigt und die zentralen Fahr­bahntrenner schnell entfernbar sein. Zu diesem Zweck wurde als Teil eines For­schungsauftrags an der ETH eigens eine spannbare Stahlseilkonstruktion entwi­ckelt. Ausserdem verfügte der Belag über eine erhöhte Tragkraft. 

Strassen als Landebahnen zu nutzen, war indes keine Schweizer Erfindung. Deutschland setzte solche Ideen bereits im Zweiten Weltkrieg um. Andere Staa­ten folgten dem Beispiel.

Übungen mit Vollsperrung 

Am Mittwoch, 16. Septem­ber 1970 fand auf dem A1-Abschnitt Oensingen–Härkingen eine erste Übung statt. Die Flieger starteten und landeten zwischen den beiden Brücken von Oensingen nach Kestenholz und von Ober- nach Niederbuchsiten. Wäre der sich heute auf dieser Strecke befindliche Radarkasten schon damals installiert gewesen, hätte es angesichts der zwölf vorbeirauschenden De Havilland DH-112 «Venom» ein ordentliches Blitzlichtgewit­ter gegeben. 

Die Bodentruppen betank­ten die Flugzeuge und munitionierten sie für spätere Schiessübungen auf. Die für die Übung notwendige beinahe ganz­tägige Vollsperrung der A1 hätte heute wohl ein veritables Verkehrschaos zur Folge. 

Neben Oensingen fanden auf folgenden Autobahnabschnitten Übungen statt: Münsingen, Flums, Alpnach, Sitten, Aigle und Lodrino. In Alpnach und Sitten konn­ten aufgrund der geringeren Strassen­breite nur Starts durchgeführt werden. Dazu rollten die Flugzeuge von den nahe­gelegenen Militärbasen über provisori­sche Rollwege auf die Strassenpiste. Bei einer Zerstörung der örtlichen Militärpis­ten wären die Kampfjets auf diese Weise auf andere, noch intakte Flugplätze eva­kuiert worden. 

Konzept in der Mottenkiste 

Nach insgesamt zehn Durchführungen (Münsingen, Flums und Alpnach je zwei­mal) fand im Jahr 1991 die letzte Übung dieser Art im Tessin statt. Beim Bau der Autobahn Bern–Lausanne Ende der 1990er-Jahre wurde der A1-Abschnitt parallel zum Flugplatz Payerne noch als Notlandepiste ausgebaut. Aufmerksamen Automobilistinnen und Automobilisten fällt eventuell auf, dass der Haupthangar auch heute noch über einen Rollweg direkt mit der Autobahn verbunden ist. Die Pläne sahen vor, dass der Abschnitt innerhalb von acht Stunden hätte um‑funktioniert werden können. 

Eine Übung fand dort jedoch nie mehr statt. Denn bereits im Zuge der Armeereform 95 wurde das Konzept der Autobahnlande­pisten aufgegeben. Somit ist es unwahrscheinlich, dass in Zukunft noch­mals Kampfjets auf Schweizer Autobah­nen anzutreffen sind.

2 Kommentare zu “Kampfjets auf der Autobahn”

  1. Messieurs,
    C’est avec désarroi que j’ai trouvé l’autoroute ferme hier soir le 14 Novembre 2022.
    En essayant de sortir a Vennes je n’ai jamais trouvé de panneaux de déviation. Plus loin une autre route fermé a Lausanne m’empêche de descendre au bord du lac pour continuer direction Valais. La route de Grandvaux-Puidoux fermé aussi. Finalement je me demande pourquoi on paye exactement, pour utiliser ce que dans des pays limitrophes s’appelle des routes secondaires et pour nous des autoroutes, ou pour les entretenir sans cesse ne sachant pas exactement ou passe les millions de factures.
    A ma connaissance, les travaux sont effectués par un consortium Français ou travaillent un 10% de nos compatriotes. Est-ce là la différence de la qualité et rapidité d’exécution? Ou l’année de retard dans la finition des travaux?
    Finalement, pourquoi payer pour des routes inutilisables ou bloqués en permanence ou encore opter pour des transports publics tellement chères?
    Où est la logique de ces travaux en permanence? Est-ce que nous sommes ou avons étés aussi nulles que ça dans la construction de nos routes?
    Mes meilleures salutations

    1. Gabriele Crivelli

      Cher Monsieur,

      Nous regrettons que la déviation mise en place ne vous ait pas permis de circuler dans de bonnes conditions.

      Pour votre information, toutes les informations concernant les fermetures d’entrée ou de sortie sur le tronçon sont disponibles sur le site A9 Vennes-Chexbres et Environs – N09 Vennes-Chexbres et Environs (ofrou.ch)
      Concernant les travaux, il vous faut considérer que l’autoroute à l’instar de votre maison doit régulièrement faire l’objet de travaux d’entretien faute de quoi elle risquerait de tomber en ruine. Le mandat de l’Office fédéral des routes est précisément d’intervenir lorsque c’est nécessaire pour garantir la pérennité de l’infrastructure.

      D’autres informations sont disponibles ici: Questions fréquentes

      Espérant avoir pu répondre à votre question, nous vous prions d’agréer, Monsieur, l’expression de nos meilleures salutations
      Gabriele Crivelli

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